Die Zeiten werden besser

Peter Schröcksnadel übernimmt nach dem Skisport, der Steiermark und dem ÖOC nun auch die Vorbereitung auf die Sommerspiele 2016. Eventuell auch die Eishockey-Nationalmannschaft

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel ist also die Antwort auf das ÖOC-Debakel von London 2012. Schröcksnadel, der die Ski-WM in Schladming als Demonstrati0n von Österreichs ewigen Werten organisierte. Schröcksnadel, der im IOC als Präsident eines Verbandes bekannt ist, der 2002 in Salt Lake City und 2006 in Turin jeweils mit einem weltweit hartnäckig missverstandenen Dopingskandal im Rahmen von Olympischen Winterspielen für übertriebene und im Nachhinein betrachtet unnötige Unruhe sorgte. Schröcksnadel, der keine Endabrechnung für die Ski-WM in Schladming herausrückt, weil er es gewohnt ist, Verantwortung alleine zu tragen. Eine Veranstaltung, die nach übereinstimmenden Angaben mehrerer Quellen, unter anderen der steirischen Provinzregierung, vom Steuerzahler mit kaum 190 Millionen Euro subventioniert wurde. Eine Veranstaltung, zu der die steirische Reformpanzerschaft SPÖ/ÖVP keine Abrechnung herausrückt, weil sie dafür eh nur rund 140 Millionen Euro ausgegeben hat, und nicht abstreitet, dass immerhin für knapp 50 Millionen Euro gültige Landtagsbeschlüsse vorliegen. Die 140 Millionen Euro sind in der beruhigend liquiden Steiermark überdies durch Pflegeregress bei Angehörigen von hoffnungslos Kranken, Abschaffung überflüssiger Kindergärten und Zusammenlegung von aufeinander pickenden Gemeinden sowieso gesichert.

Schröcksnadel hat mit dem ÖSV ja auch keine schlechte Ski-WM hingekriegt. Marcel Hirscher, an dessen Entwicklung der ÖSV ja nicht ganz unschuldig war und der den Verband nur aus Gedankenlosigkeit als Team USA II hinstellte, hat die Bilanz der weißen WM am Ende auf schwarz gestellt. In allen übrigen Bereichen, von der Zuschauerbilanz bis zur ökologischen Nachhaltigkeit, übertraf der Event die Erwartungen der notorisch selbstkritischen und unabhängigen Mirarbeiter Schröcksnadels bei weitem.

Schröcksnadel darf also jetzt ein 20 Millionen Euro schweres Sonderbudget der Republik für die Sportler verteilen, die bei den Sommerspielen in Rio 2016 für das ÖOC Medaillen erringen sollen. Schröcksnadel versteht von Schwimmen, Schießen oder der Leichtathletik ungefähr soviel wie von der Raumfahrt. Eine ideale Voraussetzung, denn das bewahrt ihn vor der Geißel der Betriebsblindheit. Daher ist Schröcksnadel eine logische Wahl des Systems. Der neue Sportminister Gerald Klug macht konsequenterweise dort weiter, wo sein Vorgänger Norbert Darabos aufgehört hat. Er wird aus nur den Zeitungen erfindlichen Gründen für Handlungen gelobt, für die Darabos medial geohrfeigt wurde. Was beweist, dass dem Urteil von Zeitungen nicht zu trauen ist, mit denen man keinen Vertrag abgeschlossen hat. Klug hat mit der Zustimmung zu Schröcksnadels neuer ehrenamtlicher Rolle das in Österreich herrschende demokratisch gewählte Sportsystem zufrieden gestellt und sich als das entpuppt, was er immer sein wollte: als Teamspieler.

Schröcksnadel ist ÖOC-Vizepräsident, seit der CEO der Casinos Austria, Karl Stoss, ÖOC-Präsident ist. Die beiden Herren verstehen einander prächtig, Schröcksnadel hat vom schwer beschäftigten Multi-Aufsichtsrat Stoss nicht viel Widerstand zu erwarten. Stoss seinerseits kann sich in Ruhe dem Ausbau des seriösen Glücksspiels widmen, während sein Senior-Partner Schröcksnadel sich das russische Roulette des Sommersports an die Brust nimmt.

Zum Gang der täglichen Geschäfte passt es zudem hervorragend, dass ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel ein alter Haberer von Stoss ist. Die beiden Herren verstehen einander nicht nur ihrer gemeinsamen Wurzeln in Vorarlberg wegen prächtig. Die Harmonie wird zudem durch die Tatsache befördert, dass Mennel seit geraumer Zeit der Kassier des ÖSV ist. Der Vertreter eines Geldgebers ist also der Finanzreferent eines der Verbände, denen er zwecks Förderung Geld zukommen lässt. Die Reibungsverluste sind also praktisc null, Mennel und Schröcksnadel kennen einander mehr als gut, die Herren verstehen einander prächtig und der Evolution der ÖOC-Bilanzen ist mit Zuversicht entgegen zu sehen.

Das neuest Gerücht in Wien fügt sich ebenfalls in den reibungslosen Gang der Dinge. Mennel wird als neuer Chef der Eishockey-Liga gehandelt. Man darf aber trotz des Abstiegs der Nationalmannschaft von der A-Gruppe in die B-Gruppe von Schröcksnadel nicht gleich Wunderdinge mit dem Eishockeystick erwarten. Selbst ein Guru wie er wird sich da einarbeiten müssen. Hoffentlich in Übereinstimmung mit dem Hauptsponsor Erste Bank, der sich eventuell eine Stiftung zu Förderung des Eishockeysports überlegen könnte.

Alle diese Reformen und Entwicklungen ergeben mit einiger Distanz betrachtet ein Bild, als ob hier eine große Erzählung am Werk wäre. Was insofern nicht so weit hergeholt sein dürfte, als schon Peter Sloterdijk in seinem bahnbrechenden Werk über den modernen Spitzensport, „Im Weltinnenraum des Kapitals“, die bis vor kurzem gültigen großen Erzählungen der Religion und Politik als abgestorbene Wahngebilde auf den Müllhaufen der Geschichte befördert hat. An ihre Stelle tritt die Erzählung des Sports als die Erzählung vom Einzelnen, der sich dank seiner Disziplin und Kompetenz selber zu einem „Über-Menschen“ formt. Schröcksnadel dürfte die bisher gelungenste Realisierung dieser philosophischen These darstellen.

Bleibt nur die Frage, wozu Verbände und republikanische Sport-Regierungsamtlichkeit angesichts von Schröcksnadels Mandat noch dienen sollen. Schröcksnadel wird, einmal von ihnen eingesetzt, alle Sportfunktionäre zumindest in funktionaler, wenn nicht gar in repräsentativer und budgetärer Hinsicht ersetzen.  Sollten die Sommerspiele 2016 dennoch schief gehen, kann es kaum an ihm gelegen sein, dann hatte er einfach zu wenig Zeit. Daher wurde Schröcksnadel auch gleich mit der österreich-mäßigen Kader- und Hoffnungsgestaltung der Winterspiele 2018 in Pjöngjang betraut. In diesem Jahr finden die übernächsten Nationalratswahlen statt. Oder Schröcksnadel übernimmt dann den Vorsitz in einer Expertenregierung, um die Qualifikation für die WM 2022 nicht wieder zu versemmeln. Die findet in Katar statt, einem Land, dessen Klima wie geschaffen ist für einen Mann wie Peter Schröcksnadel.

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Eine Antwort zu Die Zeiten werden besser

  1. frizzdog schreibt:

    ösilandler sehnen sich halt noch immer / schon wieder / und immerdar nach dem führer.
    eine herde schlitzohriger lamperln rennt dem schlitzohrigsten wolf nach, weil der „erfolg“ hat.
    die amperln erzählen einander beim bier und wein ihre versicherungsbetrüge und die wölfe, wie sie mit dem geld der lamperln einen schlachthof nach dem anderen errichten.
    und: alle sind zufrieden in dem land.

    bald wird der wolf auch wieder von einem gericht freigesprochen,
    weil er ja nie was gewusst hat von schlachthöfen.

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