Die Sommerspiele laufen noch und schon wird gestritten, wer die Schuld an der desaströsen Vorstellung des ÖOC trägt. Tips: Politisches Missmanagement, falsche Entsendungskriterien, ineffiziente Sportförderung
Wettbewerbsfähigkeit auf dem Niveau eines olympischen Finales verlangt von Menschen Hingabe, Leidensbereitschaft, Askese und Disziplin, die weit über das in anderen Berufssparten verlangte Maß hinausgehen. Dafür fehlt der Masse der Zuschauer das Verständnis, daher werden Rogans Bemerkungen über den Kopf eines Sportlers mehr diskutiert als die Geldverschwendung des Sportsystems.
Doch der Leidensdruck der Sommerspiele in London scheint groß genug zu werden, um Änderungen herbeizuführen. Sportminister Norbert Darabos bleibt zwar seit drei Jahren die versprochene Reform des Bundessportförderungsgesetzes schuldig, aber er kritisiert immerhin Ergebnisse und Einstellung mancher Sportler, die mit großen Augen und kleinen Erfolgen die Spiele begleiten. Der seit 2009 im Amt befindliche ÖOC-Präsident Karl Stoss erwidert in Beschwichtigungshofratsmanier, es mache keinen Sinn, „Unruhe zu stiften“. Stoss sollte vor der eigenen Türe kehren, hatte er doch mit leichter Hand die ÖOC-Limits abgeschafft. Jeder durfte fahren, den der Internationale Fachverband einlud. So wurde beispielsweise Schwimmern das Ticket nachgeworfen.
Wenn Norbert Darabos von „Olympiatouristen“ spricht, hat er daher in vielen Fällen vollkommen recht. In Österreich mangelt es nicht an Geld, es mangelt an Effizienz und Kontrolle des Fördermitteleinsatzes. Der vorliegende Reformentwurf zum Sportförderungsgesetz sieht deshalb eine Zentralstelle zur Fördermittelverteilung an Spitzensportler und Verbände vor.
Die Unabhängigkeit des Sports sei dadurch in Gefahr, raunt BSO-Präsident Peter Wittmann. „Staatssport“ werde durch die Hintertüre hereingelassen. Absurd. Denn Peter Wittmann ist das Paradebeispiel für den Staatsfilz, der Österreichs Vereins- und Schulsport bis zum Höchstleistungssport seit Jahrzehnten am ausgestreckten Arm verhungern lässt. Wittmann (SPÖ, ASKÖ) und sein Zwilling Peter Haubner (ÖVP, Präsident der Sportunion) kontrollieren die Dachverbände, die BSO und damit einen großen Teil des Förderkuchens, den sie als Parlamentarier absegnen. Mehr Staats-, Parteien- und Verbandskontrolle in wenigen Händen gibt es auf der ganzen Welt nicht. Da die Grünen dieser Sektor nicht interessiert und FPÖ und BZÖ unfähig zu einschlägigen Strukturvorschlägen scheinen, überlebte der alte schwarz-rote Proporz im Sport wie in einem Zeitloch.
Viele erfolgreiche Spitzensportler haben sich privat ein leistungsförderndes Umfeld gebaut. Dabei fehlt es keineswegs an qualifizierten Trainern, wie Stoss mutmaßt. Es fehlt vielmehr an geeigneten Verbands- und Vereinsjobs für die Fachleute.
Es gäbe eine Lösung. Und zwar die Bindung der Förderungen an Leistungsziele, wie das beispielsweise in Deutschland geschieht. Statt mit ungeheurem Aufwand abertausende Rechnungsbelege zu kontrollieren, müsste eine (staatliche) Stabsstelle mit Sportlern, Trainern und Verbänden verbindliche Zeitpläne entwickeln. Wenn das nicht möglich ist, weil sich mächtige Verbände dagegen wehren, ist die erste und zweite Führungsebene der Verbände zu vertschüssen, sämtliche Verbandsförderungen wären vorübergehend einzustellen und BSO, ÖOC, Sporthilfe und Team-Rot-Weiß-Rot zusammenzulegen. Bis sie vom Skiverband bis zum Fußballverband kapieren, dass nicht Sentimentalität und Freunderlwirtschaft, sondern nur Erfolgsaussichten und Arbeit die Basis der Unterstützung bilden dürfen.
s.g. hr. skocek,
medaillenplätze führen dazu, dass ganze heerscharen an politikern zum flughafen pilgern um dort mittels der medien in erinnerung zu rufen wie wichtig sie (die politiker) beim der erringung dieser erfolge angeblich waren.
selbstverständlich bleiben sportler bei fehlenden stockerlplätzen alleine im regen stehen.
sie haben sicher auch recht damit, dass im (zum allergrößten teil) ehrenamtlich organisierten vereinssport nicht immer die richtigen wege beschritten werden. noch dazu leider zu oft von ungeeigneten darstellern.
trotzdem ist ihrer kritik entgegen zu halten:
wenn ein land ganze zwei 50 meter schwimmbecken besitzt, klingt es ein wenig skurill schwimmerfolge einzufordern. ohne turnzentrum keine turnerInnen, ohne la anlage in der sportstadt wien keine leichtathleten, ohne eisschnelllaufanlage keine schnellläufer usw…! diese liste ließe sich leider sehr lange fortsetzen.
obwohl der ö fußballsport zeigt, dass auch mit sehr hohen fördermittel (50% aller sportfördermittel gehen in diese eine sportart) und supersportstätten keine erfolge garantiert sind.
für die bereitstellung der notwendigen infrastruktur ist in österreich die öffentliche hand, von der bundesregierung abwärts, zuständig.
die politik kann dann beginnen erfolge einzufordern, wenn sie ihre arbeit geleistet hat und die notwendige infrastruktur bereitgestellt hat. und da fehlt an allen ecken und enden.
mit sicherheit hat der sport viel zu viele mitredner und hier besonders im blitzlichtträchtigen spitzensport.
aber auch journalisten hat es bisher nicht interessiert wie unglaublich demokratisch bisher die wahl eines bso präsidenten abgelaufen ist, oder wie ein bundessportbudget erstellt und abgerechnet wird.
ein für unser jugend und in der folge auch für den vereinssport katastrophales freizeitpädagogengesetz (qualifizierte bewegungsangebote in den schulen werden damit nahezu verhindert) wurde in der presse nicht einmal ignoriert.
Auch der Herr Minister Darabos und die Mitarbeiter seines Büros waren unter den (vom ÖOC eingekleideten!) Olympiatouristen.