Die Werkstatt im Prater

Die verurteilte Doperin Susanne Pumper organisiert nun den LCC Wien

Im Prater blühen wieder die Bäume und buntgekleidete Gestalten hurteln über Wiesen und Wege. „Der LCC-Wien ist Österreichs erfolgreichster Laufverein mit zahlreichen Spitzen- und Hobbysportlern und einer ganz starken Nachwuchsgruppe.“ So steht es auf der Homepage des Klubs, der den Silvesterlauf und Praterläufe ausrichtet. Das Vereinslokal befindet sich im Happel Stadion (Sektor C/D), von dort brechen die Läufer in die idyllische Parklandschaft auf.

LCC-Präsident Peter Pfannl hat mit Beginn 2012 die operative Führung des „Lauf & Conditions-Club LCC“ an die ehemalige Leichtathletin Susanne Pumper übergeben. „Ich organisiere den Verein, teile den Mitarbeitern die Aufgaben zu“, sagt Pumper. Sie verantwortet die Laufveranstaltungen, die Preisgestaltung, die Mitarbeiterauswahl. Als ehemalige Olympiateilnehmerin weiss sie, was Läufer brauchen. Mit Pumper gibt es bloß ein kleines Problem: sie wurde zwei Mal des Dopings überführt. Ob das mit der Vorbildfunktion des LCC vereinbar ist? Schließlich betreut der Klub viele Kinder. Pumper hat kein Problem damit, sagt sie. Pumper: „Wenn jemand den Verein verlassen will, dann soll er einfach nicht mehr kommen.“

Peter Pfannl kann zu den Motiven und Folgen von Pumpers Bestellung nicht befragt werden, denn dazu müsste er erreichbar sein. In seiner Notariatskanzlei meldet sich zwar ein Anrufbeantworter, der verweist jedoch auf eine Mobilnummer, unter der wiederum eine Mailboxstimme antwortet. Bitten um Rückruf wurden nicht erfüllt. Pfannl steht als Obmann im Vereinsregister und ist als solcher vor Behörden allein vertretungsberechtigt.

Pumper wurde im März und im April 2008 jeweils positiv auf das EPO-Derivat CERA getestet. Ihre Sperre ist mittlerweile abgelaufen, allerdings wurde sie im Februar von der Nationalen Anti Doping Agentur NADA erneut vernommen. Es geht um den Kauf von Dopingmitteln. In einer Beschuldigtenvernehmung vor der „SOKO Doping“ am 23. 3. 2009 sagte die wegen Weitergabe von Dopingmitteln verurteilte Lisa Hütthaler aus, die in einer SMS von ihr genannte Bekannte,welche die Abnahme von 20.000 Einheiten EPO angekündigt habe, sei Pumper. Der SMS-Verkehr erfolgte im Jänner 2009, ein dreiviertel Jahr nach Pumpers positiven Tests. Das aktuelle NADA-Verfahren wurde übrigens vertagt, weil der ebenfalls geladenen Hütthaler die Verständigung nicht ordnungsgemäß zugeschickt worden war. Im Fall einer neuerlichen Verurteilung droht Pumper eine lebenslange Sperre.„Dolfi“ Gruber, ein 1994 verstorbenes Wiener Original, dürfte derzeit rotieren. Er kam aus Stammersdorf, wurde während des zweiten Weltkrieges am Arm schwer verletzt und gründete 1977 mit Freunden den LCC. Jahrzehntelang war der „Dolfi“ im Prater eine  liebenswerte, unverzichtbare Erscheinung Verein, mit seinem kaputten Arm und den weit ausgestellten Ellbogen schwebte er wie eine Feder durch die Auen.

Im Namen von Grubers geliebtem Verein waren im vergangenen Jahrzehnt neben Pumper und Hütthaler 2005 (U 23-Straßenmeisterin für den LCC), die von Spaziergängern wieder gemeinsam beim Joggen gesehen worden sein sollen, viele prominente Doper LCC-Mitglieder.

–          Stephanie Graf wurde wegen der verbotenen Methode Blutmanipulation verurteilt.

–          Bettina Müller nahm Anabolika

–          Eva-Maria Gradwohl verweigerte die Dopingkontrolle und wurde gesperrt. Mittlerweile versucht sie ein Comeback.

–          Helena  Javornik nahm EPO, sie läuft für Slowenien und wurde als LCC-Mitglied positiv getestet.

–          Jolanda Ceplak ist ebenfalls Slowenin und EPO-Konsumentin und LCC –Mitglied, 2002 gewann sie bei der Hallen-Europameisterschaft in Wien mit Weltrekord die Goldene. Zweite: Stephanie Graf.

Der Präsident des Österreichischen Leichtathletikverbandes Ralph Vallon wertet die Bestellung von Pumper „in leitender Funktion“ beim LCC als „sicherlich kein gutes Signal“. Vallon: „Wir werden den LCC bzw. den WLV zu einer Stellungnahme auffordern und um Klärung ersuchen.“ Pumper sagt selber, dass sie niemanden direkt betreut.

Sind überführte Sportbetrüger als Funktionäre tragbar? Vom Anti-Doping Bundesgesetz werden bisher nur Athleten und „Betreuungspersonen“ umfasst, insbesonders Ärzte, Trainer, Physiotherapeuten, Masseure und Manager.  Auch Dachverbände und Sportvereine fallen unerklärlicherweise nicht unter das Bundesgesetz, das ÖOC, das Paralympische Comitee, die Fachverbände (beispielsweise der Leichtathletikverband) und der Behindertensportverband sehr wohl.  Pfannl regt zur „flächendeckenden Wirkung“ eine entsprechende Anpassung des Gesetzes an. Damit Dolfi Gruber wieder entspannt über die Wolken schweben kann.

Dieser Beitrag wurde unter Der Falter abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Die Werkstatt im Prater

  1. Hasch8 schreibt:

    http://derstandard.at/1328162574591/Das-wurde-aus-Sabine-Troeger-Irgendwann-werde-ich-Sportministerin
    Der Text zu Troeger passt hier insofern dazu, da auch Troeger in Dopingverdacht stand. Die Zeit bzw. die Testmethoden waren aber noch nicht soweit! Aber auch Tröger wurde in kurzer Zeit um vieles schneller und die Szene von damals hat dafür ein paar Erklärungen. Unfassbar, dass heute beide im Sportbereich mit Kindern arbeiten (dürfen)!

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s