Gedanken zu Matthias Strolz Abschied und seinen Argumenten dafür
Nein, ich bin nicht begeistert wie die gesamte Medienlandschaft über Matthias Strolz‘ Rücktritt. Ich habe seine in vielen Fällen oberflächlichen Meinungen nicht geteilt, sein Vortragsstil war immerhin kurzweilig. Ich habe schwere Bedenken, gegen eine „liberale“ Bewegung wie die NEOS, die sich von industriellen Tycoons wie HP Haselsteiner (mit)finanzieren lassen.
Querverweis: Ich halte das von Dietrich Mateschitz finanzierte „addendum“ für eine grundsätzliche Anmaßung und eine hauptsächliche Oberflächlichkeit. Aber dazu ein anderes Mal.
Nein, Strolz ist nicht der alleinige „Pilot“ seines Lebens. Er hat einen Nationalratswahlkampf geführt und den Wählern alle nur denkbaren Versprechungen seine künftige Arbeit im Parlament betreffend gemacht. Ein paar Prozent haben ihn dann doch gewählt und nach nicht einmal einem Jahr Arbeit haut er ab. Das ist nicht cool, das ist nicht in Ordnung und ihn deshalb als „Großen“ zu bezeichnen ist nur der argumentativen Hilflosigkeit des heimischen Innenpolitikjournalismus zuzuschreiben.
Strolz ist mit seiner Teilnahme an der Nationalratswahl eine Verpflichtung eingegangen, von der er sich nun bei gutem Wetter verabschiedet. Damit trägt er zur Erodierung der politischen Kultur in diesem Land, in dem so Typen wie Herr Gudenus zu einflussreichen Posten kommen können, bei. Nicht nur tut er damit der Demokratie keinen guten Dienst, weil er eine von Inkompetenz und Diskursverweigerung, von Sozialabbau und Verantwortungsverweigerung geprägte Regierung nicht mehr öffentlich und mit dem Gewicht seines Mandats kritisiert. Er gibt auch ein schlechtes Beispiel indem er glauben macht, die Entscheidungshoheit über seine Lebensgestaltung liege ausschließlich in seinem höchstpersönlichen Bereich.
Das ist nicht der Fall, wenn man wie Herr Strolz ein Mandat und damit eine öffentliche Verantwortung übernommen hat. So zu tun, als sei das doch der Fall, ist fast schon kindisch, damit durchzukommen zeigt, wie sehr es der österreichischen Demokratie an einer kritischen Öffentlichkeit und pflichttreuen Amtsträgern mangelt.
Wenn man, meiner Meinung nach zu Recht, die Verantwortungsscheu und Inkompetenz des Kabinett Kurz kritisiert, sollte man dieselben Maßstäbe auch an Politiker der Opposition anlegen. Und Strolz war, trotz des beschränkten Wählerzuspruchs zu seiner Mini-Partei, eine kritische Stimme, die weit über die Resonanz seiner Partei gehört wurde.
Er soll sein Leben gestalten, wie er das will, dazu alles Gute. Er soll aber auch wissen, dass sein Abschied negative Impulse ausgesendet hat.