Grün ist die Farbe der Hoffnung

Seit einem gemeinsamen Termin von Sportminister Gerald Klug und Umweltminister Andrä Rupprechter wird wieder vom Bemühen gesprochen, Sportevents als Green Events zu gestalten, also nachhaltig. Die Ski-WM 2013 in Schladming war diesbezüglich ein Reinfall. Minister Klug lobte sie zwar, aber Experten stellten dem von Autoverkehr und einem Shuttle-Dienst mit Diesel-Bussen geprägten Spektakel kein gutes Zeugnis aus. Das vom ehemaligen Umweltminister Niki Berlakovich verliehene Nachhaltigkeitszertifikat und die von der Agentur brainbows geleistete Greenifizierung der WM dürften eher dem Bemühen geschuldeten sein, Image-Kosmetik zu betreiben.

Zum Nachlesen eine Falter-Geschichte vom Februar 2013, in der ein Fachmann des Ökologie-Instituts, Georg Tappeiner, zum Thema Stellung nimmt:

Derzeit (wie gesagt: Februar 2013, Anm JS) dient das Tauern-Städtchen Schladming als größte Partymeile des Landes. Der erhöhte Umsatz an Testosteron, Bier, Abgasen und Abfällen ist das Lebenselixier der Ski-WM. Patriotische Auswirkungen auf die Innenwelt der Österreicher werden begrüßt. Folgen für die Umwelt werden bestmöglich vermieden. Wo Hunderttausende unter ungeheurer Entwicklung von CO2 zusammenkommen, soll ein hehres Ziel erreicht werden: „Zero Waste“. Oder zumindest so getan werden. Das nennt man dann wohl: „Green Event.“

Am Anfang war Lillehammer. Die Olympischen Winterspiele im Februar 1994 in Norwegen warben als Erste ihrer Art mit der Farbe Grün: Umweltbewusst und behutsam sollten der Bau der Sportanlagen und die Durchführung des Mega-Events erfolgen. Die Winterspiele im französischen Albertville 1990 hatten als letze olympische Umweltsünde der graue Vorzeit die Umweltschützer auf den Plan gerufen. Mit Lillehammer entdeckte das internationale Event-Business Umweltschonung als Marketingstrategie.

Seit den Sommerspielen 2000 in Sydney schreibt das IOC den Nachweis schonenden Umgangs mit der Umwelt schon im Bewerbungsverfahren vor. Die Ski-WM (4. – 15. 2.) der FIS in Schladming nimmt auch auf die Umwelt Bedacht. Georg Tappeiner vom Ökologie-Institut freilich warnt: „Auch die großen Bemühungen, den Event schonend durchzuführen, bedeuten noch nicht, dass für die Region eine nachhaltige Verbesserung herausschaut. Wenn so viel Geld in Hand genommen wird, sollte ein großer Wurf herauskommen. Der ist nicht gelungen. Leider wird das aber so verkauft.“

Das Österreichische Ökologie Institut, eine unabhängige, aus Aufträgen finanzierte Institution, begleitete die beiden (schief gegangenen) Bewerbungen Salzburgs um die Austragung der Olympischen Winterspiele 2010 und 2014. Auch am Beginn der Schladminger Vorbereitungen 2008/2009 spielte das Institut Umweltgewissen. Als die steirischen Landtagswahlen 2010 nahten, verlor das politische Personal das Interesse am Öko-Thema.

Der Kick Off für das WM-Umweltmarketing erfolgte mit einer Flugreise über Grönland nach Island. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel präsentierte mit VIPS, Journalisten und WM-Funktionären unter dem Rauch von zig Tonnen CO2 an einem klimatisch sensiblen Ort eine klimatisch sensible Ski-WM. Der Maler Christian Ludwig Attersee machte den Adabei, die Ex-Politikerin der Grünen, Monika Langthaler, das Umweltfeigenblatt für die lachhafte Aktion.

Langthalers Marketingagentur Brainbows wird vom ÖSV für WM-Umweltberatung bezahlt, sagt der bei Brainbows zuständige Martin Weishäupl. Die gemeinsam erarbeitete Charta „Skifest mit Herz – für unsere Natur“ listet umwetfreundliche Infrastruktur (keine neuen Pisten), Abfallvermeidung und Klimaschutz (Mehrwegbecher), umweltfreundliche Mobilität (ein E-Bus), den Verkauf regionaler Produkte (Milch, Käse, Bier) und die „Energiemodellregion“ Ennstal als Ziele auf.

Manche Projekte wurden dank der WM Wirklichkeit, andere sind davon unabhängig. Das neue Congress-Center wurde nach strengsten Umweltstandards errichtet. Doch daran muss sich jeder Häuslbauer halten. Die Nachhaltigkeit des Bauwerks besteht vor allem in den hohen Betriebskosten, vor denen sich viele Schladminger heute schon fürchten. In Pisten und Schneekanonen hätten die Plana-Bahnen auch ohne die WM investiert. Die ÖBB wollte Schladmings Bahnhof längst renovieren. Schön und gut, aber das Ennstal gehörte zweigleisig ausgebaut, sagt Tappeiner. Trotz Partyzügen wird der Autoverkehr über Autobahnzubringer aus allen Himmelsrichtungen und ein Shuttle-Service in Diesel-Bussen die Hauptbewegungsart bleiben.

Warum ist Schladming nicht autofreie Fußgängerzone? Schladmings Bürgermeister Jürgen Winter: „Illusorisch, Schladming autofrei zu machen hätte eine hohe siebenstellige Summe gekostet“, sagt er.

Langthalers Marketingagentur Brainbows wird wohl dennoch ihr strategisches Ziel erreichen, die WM als Green Event zu positionieren. Für die WM hat die öffentliche Hand auch in Zeiten von Sparbudgets rund 200 Millionen Euro locker gemacht. Dafür, so Tappeiner, sei der nachhaltige Nutzen für die Region zu gering. Alle Politiker reden davon, so Tappeiner, „aber wenn es um die Ressourcenverwaltung und die Investitionen geht, ist das Resultat mickrig. Leider auch in Schladming.“

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Eine Antwort zu Grün ist die Farbe der Hoffnung

  1. frizzdog schreibt:

    „green“ ist der gesamte schilauf schon lange nicht mehr. nicht einmal der tourenschilauf und der langlauf, so wie er betrieben wird.
    see you im wienerwald Döbling und auf der gloriette :-((
    die brain macht halt so viele bows, bis die kasse klingelt, die von brainbow natürlich, und aus.

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