Der Atem der Grünen reicht trotz aller Beschwerden noch immer leicht für Österreich. In Europa hingegen ist der Verein ein Patient
Rapids Mannschaft wird in der Europa League Prämien von insgesamt rund 500.000 € verdienen. Selbst wenn sie keinen einzigen Punkt zustande bringen sollte. Und es schaut stark danach aus. Selbst ein zweites Tor wäre in den beiden noch ausständigen Spielen der Gruppe K in Trondheim gegen Rosenborg (22. 11.) und daheim gegen Metalist Charkiw (6. 12.) eine Sensazi, wie der Jahrhundertrapidler Ernst Happel gesagt hätte. Die Prämie von einer halben Million Euro schaut viel aus, aber es handelt sich bloß um ein knappes Fünftel des Reingewinns. Das dürfte dem Verein den europäischen Watschentanz einigermaßen versüßen. Die 25 Kicker kriegen für die Erkenntnis, nicht gut genug für die dritte europäische Schublade zu sein, wenigstens Schmerzensgeld.
Vor dem vorletzten Spiel am kommenden Donnerstag (auswärts in Trondheim) hat nur ein Verein 0 Punkte: Rapid. Und keiner 48 Teilnehmer hat so eine schlechte Torbilanz: -11. Falls einer der Rapid-Fans noch so naiv sein sollte, sich über die Performance der Grünen zu wundern: ein Blick auf die Budgets der Vereine in Gruppe K macht sicher: Rapid hat keine Chance auf Aufstieg oder auch nur einen Sieg. Rapids Haushalt von rund 25 Millionen Euro erlaubt ein Personalbudget von 12 Millionen Euro. Der Liga-Primus RB Salzburg setzt mehr als das Doppelte um und gibt für die Mannschaft (32 Mio€) rund das Dreifache aus. Die Salzburger sind freilich kaum auf Sponsoreinnahmen angewiesen, sie hängen am Tropf ihres Eigentümers, eines Zuckerlsafterzeugers.
Österreichische Klubs wie Rapid, die ernsthaft wirtschaften und nicht wie die Salzburger am Beginn der Meisterschaft noch schnell eine komplette Mannschaft (nur für die Meisterschaft!) shoppen, müssen jedes Talent so schnell und teuer wie möglich verkaufen. Rapids Gruppengegner Rosenborg macht das noch viel besser. Er hat vor Jahrzehnten ein weitverzweigtes Partnervereinsnetz aufgebaut, das jeden verhaltensauffälligen Buben in Rosenborgs Schuppen schickt. Rosenborg ist Norwegens Rekordmeister, von 1995 bis 2003 spielten der Klub jedes Jahr in der Gruppenphase der Champions League. Er setzt wie Rapid rund 25 Millionen Euro um, zehn Millionen kommen von Sponsoren, die TV-Lizenzen (2,7 Mio€) sind etwas fetter als in Österreich (jeweils rund 1,5 Mio€). Da die Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Fußball immer stärker von Kapital und Investitionskraft abhängen, reicht auch Trondheims vergleichsweise schmales Sportbudget von rund zehn Millionen Euro nicht mehr für die Champions.
Die weiteren Gruppenkollegen, Bayer Leverkusen (Umsatz 2001/2012: 120 Millionen €) und Metalist Charkiw mit dem ukrainischen Oligarchen Olexandr Jaroslawskyj sind für Rapid (und Rosenborg) sowieso unerreichbar. Jaroslawskyj hat der Stadt Charkiw einen neuen Flughafen, ein neues Stadion und drei Spiele der Euro 2012 geschenkt. Der nimmt das Hanappi-Stadion bestenfalls als gemähte Wiese wahr.
Die Leverkusener gaben im Sommer 2012 rund 20 Millionen Euro für neue Spieler aus, das ist so viel wie die Personaljahresbudgets von Rosenborg und Rapid zusammengenommen. Der Verein beschäftigt 230 Mitarbeiter (seit kurzem ohne Michael Ballack) und ist als GmbH organisiert. Eine offizielle Klubbilanz gibt es nicht, die ist im Konzernsaldo des Pharmakonzerns Bayer vergraben.
Ein ukrainischer Milliardär veröffentlicht keine Vereinszahlen, doch darf man davon ausgehen, dass er mehr als der blasse deutsche Werkskickverein für Begnadete aus den teuersten Gebieten der Welt ausgibt. Mateschitz für erwachsene Fußballer, gewissermaßen. Rapid wird nichts anderes übrig bleiben, als sich auf Mattersburg und WAC zu konzentrieren und aus Europa das zu holen, was dort verteilt wird: Geld.