Ivica Vastic, Frostbrecher

Auch wenn der Auftakt der Bundesliga eisig und holprig war – es ist höchste Zeit für ein Ende der Gier nach Podestplätzen im Skiweltcup 

Jürgen Klopp ist ein origineller Mann, manche halten ihn sogar für witzig. Der Trainer von Borussia Dortmund weiss, dass eine Fußball-Meisterschaft eine unsichere Sache ist und jederzeit eine Wendung ins Traurige nehmen kann. Wenn seine Mannschaft wie am Samstag eher mit Glück als mit Brillanz 1:0 (gegen Bayer Leverkusen) gewinnt, nimmt er das mit einem Lächeln zur Kenntnis und man ahnt, dass der Mann weiss, dass das Glück auch zu den Anderen freien Zugang hat.

Das macht den Unterschied zu den Phrasendreschern, die nach einem Sieg von den „besseren Möglichkeiten“ schwafeln oder von einer „geschlossenen Mannschaftsleistung“.  Am Samstag wurde er zum 111. Mal im heurigen Jahr darauf angesprochen, ob Dortmund die deutsche Meisterschaft gewinnen werde und zum 111. Mal erwiderte er gelassen, dass weder er noch die Mannschaft sich mit diesem Gedanken befassen. Sie nehmen das Leben, und das besteht im Fußball halt aus Spiel, von Tag zu Tag. Sooft er auch darauf angesprochen werde, jedes Mal könne er nur diese selbe Antwort geben. „Wir können alles sagen“, räumte er dann ein, „aber wenn es die Wahrheit sein soll, kann ich nichts anderes sagen.“Ja, wenn es die Wahrheit sein soll. Fußballtrainer machen den Eindruck, dass sie mit aller Gewalt das Schicksal in die Hand kriegen wollen. Klopp redet, als wäre er sich selber und als wäre ihm Mannschaft und Erfolg nur geliehen. Selbst wenn der Eindruck einer näheren Betrachtung nicht standhalten sollte, wirkt die Gelassenheit zumindest sympathisch und effizient. Diese Haltung würde auch den Skisportlern gut anstehen und ihr Programm mit einer Prise dringend benötigten Humors aufladen. Leider ist in ihren Reihen das krampfhafte, von unterwürfigen Fragen unterstützte, Herbeireden des Erfolges die Regel.

Der Fußball in Österreich hatte einen eisigen Start, und gerade wegen des Frosts setzt man in das noch ungelenke Gewusel auf dem weißen Rasen alle Hoffnungen. Keine Skirennen mehr, keine Hoffnungen auf „österreichische Podestplätze“, kein Wort mehr von „schau, jetzt ist er zu spät dran“, sie mögen jedes Stück Rhythmus, das sie „verloren“ haben, aufklauben und sich in die eisigen Regionen zurückziehen, wo nur Kippstangen wachsen! Der rhetorische Flachsinn der ÖSV-Kader wäre eine semantische Untersuchung und jedenfalls eine sprachliche Schulung wert. Er entstammt offenbar der Gewissheit, dass einem ÖSV-Kadermitglied der Erfolg zusteht, und jede Abweichung von dieser Bestimmung wird mit tadelndem Unterton kommentiert.

Ivica Vastic ist auch nicht gerade ein Quizmaster und von Jürgen Klopp unterscheidet ihn die offensive Lust an der öffentlichen Darstellung. Vastic aber hinterlässt wie Klopp nicht den Eindruck, als wäre ihm der Erfolg keine Selbstverständlichkeit. War es die Erinnerung an seine große Zeit bei Sturm Graz oder an die noch viel weiter zurückliegenden Tage, da er der Legende zufolge mit einem Plastiksackerl in der Hand bei der Vienna anklopfte und darum bat, mitspielen zu dürfen, jedenfalls strahlte die biedere Mannschaft der Austria an diesem bitterkalten Samstag zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder so etwas wie Freude aus. Nein, von einem guten, gar inspirierten Spiel war noch lang keine Rede und Rieds Trainer Paul Gludovatz (0:2) fand die richtigen Worte, als er von einem „guten ersten Winterspiel“ sprach. Die Jahreszeit des Dialogs, des Gesprächs bricht an, Männern wie Klopp zuzuhören und ihn und Ivica Vastic dabei zu beobachten, wie sie die ihnen anvertrauten Mannschaften zur Freiheit ermuntern, nicht das Resultat vor dem Kampf, nicht den Erfolg vor dem Spiel zu schätzen.

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